Der Süden von Norwegen

Heute vor genau einem Monat ging es los. Einmal durch Deutschland, dann durch Dänemark und mit der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand in Südnorwegen. Die ersten unspektakulären 1000 km waren geschafft. Jetzt konnte es so richtig losgehen!

Die erste Wanderung ging zum Preikestolen. Wohin auch sonst? Ich bin ja ein guter Tourist. Die 200 NOK für 4 Stunden Parken waren Wucher, aber gute Touristen bezahlen auch Wucherpreise. Ich startete um 7:30 Uhr, um dem großen Andrang zu entgehen und das hat weitestgehend gut funktioniert. Die Wanderung war schön, richtig spektakulär war dann aber die Aussicht von 604 Metern auf den Lysefjord!  

Die darauf folgenden Fahrten am Fjord entlang waren grandios, die Autofähr-Überfahrten und die Mautgebühren hingegen ausschließlich teuer. Das hatte ich im Vorfeld nicht richtig einkalkuliert. Unbedingt einplanen! Die vielen tosenden Wasserfälle, die gewaltigen Gletscher und Spiegelungen im Wasser ließen diesen Faktor jedoch schnell vergessen. Unschlagbar war auch die norwegische Hilfsbereitschaft! (Lieber Kfz-Mann aus Odda, falls du das hier ließt (wahrscheinlich nicht) du hast meinen Urlaub gerettet!) 

Eins meiner vielen Highlights war der Gletscher-Tag! An einem einzigen Tag habe ich drei Gletscher besucht: den Nigardsbreen, den Bøyabreen und den Briksdalbreen. Der Nigardsbreen im Jostedalsbreen Nationalpark ist im Sommer definitiv einen Besuch wert. Im Mai lag leider noch viel Schnee, so dass ich nicht zum Gletscher wandern konnte. Der Briksdalbreen war eindeutig leichter zu erreichen. Über einen gut ausgebauten Wanderweg (oder mit einem Troll-Auto) benötigt man weniger als eine Stunde bis zum Gletschersee . Die Aussicht ist fantastisch! 

Einen Tag später ging es nach Geiranger. Wie gesagt, ich bin ein guter Tourist. Und zwar mit der Fähre von Hellesylt. Ursprünglich wollte ich die Straße nehmen, da diese über einen Bergpass führt. Das klingt doch besonders spektakulär, war es aber nicht. Die Straße war nämlich noch gesperrt. Genau wie der spektakuläre Trollstigen. Im Nachhinein war aber die unausweichliche Fährüberfahrt vielleicht sogar die spektakulärste "Wahl". Carl und ich schipperten also gemütlich über den Geirangerfjord und währenddessen wurde sogar das Wetter endlich besser! 

Geiranger ist ein nettes, touristisches Örtchen mit 250 Einwohnern. Die Touristen sind definitiv in der Überzahl. Es gibt einige schöne, leicht erreichbare Aussichtspunkte: Vesteråsfjellet (hier wohnen übrigens Lamas) und Flydalsjuvet zählen zu den bekanntesten. 

Am nächsten Tag sollte jedoch der allerschönste erwandert werden. Skageflå! Eine schöne Wanderung durch den Wald, hoch über dem Fjord, vorbei an alten Bauernhöfen und immer wieder mit tollen Ausblicken auf das Wasser. 

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Nach dem Mittagessen am Wasser ging es nach Ålesund. Meiner Meinung nach eins der schönsten norwegischen Städtchen. Die kurze, bei den Ålesundern sehr beliebte Wanderung führte mich auf den Sukkertoppen. Eine brillante Sicht über die Stadt und dazu noch ein außerordentlich schöner Sonnenuntergang erwarteten mich. Einer der ersten auf meiner Reise. Das Wetter wird besser! 

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Am darauffolgenden Tag verschlug es mich nach Eikesdalen zum Mordaldsfossen. Ganz alleine, ohne andere gute Touristen holte ich mir eine Dusche am Wasserfall ab. Außerdem genoss ich hier eine schöne Aussicht auf das Tal. Diese Gegend hatte etwas sehr idyllisches, dazu beigetragen haben die Lämmchen und Schafe am Straßenrand bzw. mitten auf der Straße. 

Am nächsten Tag wanderte ich zur Trollkirka zwischen Molde und Kristiansund. Eine Höhle mit mehreren Eingängen, einem Wasserfall und vielleicht auch ein paar Trollen. Mitte Mai war der Wanderweg noch ziemlich nass und kurz vor der Höhle schneebedeckt. Aus der stockfinsteren Trollkirka (auf jeden Fall eine Stirnlampe mitbringen!) kam ein Fluss. Der Besuch war somit nur den Hartgesottenen und denen, die auf kalte, nasse Füße stehen vorenthalten. Dazu zähle ich mich nicht. Später im Jahr ist diese Höhle aber bestimmt einen Abstecher wert. 

Abends ging es über die bekannte Atlantic Ocean Road nach Kristiansund, wo ich eine Nacht auf dem Hafenparkplatz verbrachte. Am nächsten Morgen fuhr ich für eine heiße Schokolade nach Trondheim und von dort begannen zehn Stunden Autofahrt. Übernachtet habe ich letzen Endes im Saltfjellet Nationalpark, kurz nach der Polarkreisgrenze. Und wie man sich denken kann, war es kurz nach der Polarkreisgrenze auf 700 Metern doch ziemlich frisch und verschneit. Da ich die Fahrt über aber mit meinem Hörbuch (Sophia, der Tod und ich) beschäftigt war, habe ich im Vorfeld jedoch nicht besonders viel nachgedacht. Zum Glück habe ich einen guten Schlafsack!

Ein paar Rentiere später kam am nächsten Vormittag die Sonne raus und die Fahrt zu meinem abendlichen Ziel verging dadurch wie im Flug. Vorbei an Bergen und vielen, vielen Fjorden nahm die Landschaft ganz langsam meinen geliebten Lofoten-Charakter an. Ein Abstecher nach Bodø und der obligatorische Besuch eines Cafés und eines Buchladens (Ja, nicht nur Tourist, nein, auch Hipster) versüßten den eh schon guten Tag. Nach der Fährüberfahrt von Bognes nach Skarberget war mein Etappenziel fast erreicht. Norwegen's Nationalberg. Der Stetind. 1392m hoch. Ein wunderbarer Berg, der von der Sonne angestrahlt wurde. 

Die ersten zwei Wochen meiner Reise waren schon vergangen und ab dem darauffolgenden Tag warteten meine Lieblings-Lofoten auf mich. Juuuhu! 

Generell ist die erste Mai Hälfte für eine Reise nach Norwegen nicht unbedingt optimal. Die Berge ab 800 Metern waren noch verschneit und auch tiefer traf ich immer wieder auf Schneefelder. Der große Vorteil war jedoch, dass zu dieser Zeit nur wenige andere Touristen unterwegs waren. Ich mag Menschen meistens, Menschenmassen aber eigentlich nie. Wie immer hat alles sein Für und Wider.

Für heute waren das jetzt aber genug brillante, schöne und spektakuläre Aussichten. Für die nächsten Male muss ich nach ein paar exorbitanten Synonymen googeln, die grandiosen Aussichten werden nämlich nicht weniger. Eher mehr. Versprochen!

Bis dahin! 

Küsschen aufs Nüsschen :)