Die Dolomiten

oder wie Reinhold Messner einmal sagte “die schönsten Bauwerke der Welt” sind, bis jetzt, meine allerliebsten Lieblingsberge. Formschön gestaltet, außerordentlich fotogen und in knapp zehn Stunden mit dem Auto/Camper erreichbar.

Das erste Mal in den Dolomiten war ich im September 2017 und zwar mit Mama, Oma, Tante Gredi, Harald, Cousine Silvi, Flo und meinem Patenkind Lucas. Alle zusammen im großen, gelben AirBnB-Haus südöstlich von Cortina d’Ampezzo. Schon auf der Fahrt war ich so aufgeregt, dass lediglich zwei kurze Pippi-Pausen drin waren und als sich hinter Toblach, die ersten Bergpanoramen auftaten und Carl, der Caddy, sich die ersten Serpentinen hoch quälte, ja, da war es um mich geschehen. Ich war verliebt. Wie damals mit 15 <3

Wir haben die Drei Zinnen und den Pragser Wildsee umrundet, Oma ist Sessellift gefahren und hat sich bei der anschließenden Wanderung wacker geschlagen, Lucas hat es sich in der Kraxe gemütlich gemacht und am Ende gab es Kaiserschmarrn für alle! Gute Sache! Mutti & Ich waren außerdem noch am Lago di Sorapis und haben uns am Lagazoui geschichtlich ein wenig gebildet und dabei Murmeltiere beobachtet.

Und weil’s so schön war, haben Mama & ich an Allerheiligen ‘17 nochmal die Rucksäcke gepackt und haben einen Kurzurlaub im Villnößtal verbracht. Dabei hat es uns die Geißler Gruppe besonders angetan. Als Startpunkt bewährte sich die Zanser Alm, von wo aus es viele verschiedene Wanderwege in verschiedenen Schwierigkeiten (+ Hütten mit Kaiserschmarrn und meinem favorit-mountain-drink (Johannisbeerschorle)) gibt.

Letztes Jahr im Juli ‘20 war es dann wieder soweit. The mountains are calling undso. Diesmal mit Carl, dem Großen. Ein paar Klettersteige standen auf der Agenda, sowie ein paar wunderbare Sonnenuntergänge in den Bergen. Hat geklappt!

Am ersten Tag ging es mit der Raschötz Bahn von St. Ulrich hinauf in die Berge. Das erste Radler gab es dann wenige Minuten später auf der Raschötz-Hütte. Von hier aus hat man eine fantastische Sicht auf die umliegenden Berge. Nach stetigem Auf und Ab gelangten wir zur Brogles Alm, wo es bedauerlicher Weise kein warmes Essen, dafür aber eine nette Brotzeitplatte gab. Im Nachhinein erwies sich das nicht-vorhandene-Gulasch im Bauch als sehr förderlich, da es durch die Panascharte recht steil hinauf ging. Stufe um Stufe quälten sich die mit Schüttelbrot gefüllten Mägen den Berg hinauf.

Und wofür? Hierfür!

Bäääääm. Der Instagram-Shot schlechthin. Das für dieses Foto ein kleiner, verbotener Zeltplatz errichtet wird, hat mich jedoch ein wenig erschüttert. Wir sind nach dem Sonnenuntergang wieder runter gelatscht. Im Dunkeln. Der Mond war schön, der Rest war kacke. Die Kuh-Augen haben im Wald geleuchtet und ich hab mir fast in die Hose gemacht. Carlchen wartete aber brav am Parkplatz und mitten in der Nacht ging es dann noch zum Startpunkt des ersten Klettersteigs.

Der Pisciadu Klettersteig (Schwierigkeit C) war geplant. Da der Parkplatz nachts schon voll war und man gegen 6 Uhr die ersten Hecktüren zuknallen und die Karabiner klappern hörte, entschieden wir uns gegen den frühen Vogel. Was spricht schon dagegen um 13:30 Uhr in der prallen Mittagssonne loszugehen? Wenn man Bock auf einen Sonnenbrand hat, dann Nichts!

Abwärts ging es dann über einen leichten Klettersteig, Geröll und über ein Altschneefeld. Seitdem ich in Norwegen im Schnee einen unspektakulären Abgang gemacht habe, sind rutschige Schneefelder im Sommer so gar nicht mein Ding. Mit wackligen Knien und dem grimmigsten Gesichtsausdruck, den ich auf Lager hatte, trottete ich wie eine bockige Bergziege im Schneckentempo bergab. (Übrigens, von unten sah man ganz hervorragend, dass es auch neben dem Schnee einen Weg gab)

Nach diesem schweißtreibenden Abstieg, war eine Dusche von Nöten. Absolute Stellplatz-Empfehlung: Parking Odlina in Stern/La Villa.

Von hier aus startete die nächste Tour am darauffolgenden Tag. Die Ferrata Les Cordes (Schwierigkeit B/C) war geplant. Ganz entspannt fuhren wir mit dem Sessellift zum Startpunkt (jo, es gibt auch Gipfelglück mit vorheriger Liftfahrt) und wanderten über den Klettersteig zum Refugio Gardenacia. Hier solltet ihr alles essen was reinpasst, ist nämlich alles super lecker.

Next stop: das Heiligtum der Dolomiten, die Drei Zinnen. Für knapp ‘nen Fuffi kommt ihr über die Passstraße hoch und dürft dort oben auch übernachten. Die Aussicht am Morgen war es uns wert. Frühstück mit Bergsicht und dann der Klettersteig auf den Paternkofel (Schwierigkeit B/C). Achtung! Stirnlampe nicht vergessen!

Wer bis hierhin gelesen hat, bekommt schon mal ein Küsschen auf’s Nüsschen vorab. Und wer sich fragt, ob ich jeden Tag die selbe Hose an hatte, jo!

Nach der ganzen Anstrengung hatten wir uns eine Stärkung auf der Lavaredo Hütte verdient und kostenlos dazu gab es einen fantastischen Sonnenuntergang. Von meiner ersten Umrundung der drei Zinnen, wusste ich, dass es zwei kleine Seen gibt, in denen sich die Berge zum Sonnenuntergang ganz wunderbar spiegeln. Um es gleich vorwegzunehmen, beim ersten Mal war ich ein wenig zu spät, bei diesem Mal auch. Es ist einfach zu gemütlich bei Radler und Schlutzkrapfen den Bergen zuzuschauen. Mein fotografischer Antrieb weckte aber den geborenen Trail-Runner in mir und so startete die Fotojagd.

Da wir natürlich erst im Dunkeln am Auto ankamen und sich die Fahrt zum Stellplatz in Sexten (ausschließlich für #richkids bei 37€ pro Nacht) ein wenig zog, sollte am nächsten Tag etwas gemütliches her. Normalerweise würde ich meine Wanderplanung mit einer 2+ bewerten, an diesem Tag war es aber eher eine 4-. Wir marschierten durch den rutschigen Kriegstollen am Lagazoui; Geschichte schadet ja nie. In diesem Fall schon und zwar den Knien und der Laune. Einen Kilometer durch einen dunklen, nassen Tunnel mit hohen Stufen während draußen die Sonne scheint, lovely. Schlimmer hatten es an diesem Tag nur noch die, die die 630 Höhenmeter hoch gingen. Beste Grüße an die Po-Muskulatur!

Nach der, im Nachhinein, doch sehr beeindruckenden Geschichtskulisse, wollten wir wieder etwas seichteren Tourismus. Das Ziel der letzten Wanderung in diesem Urlaub war die Seekofelhütte. Start am Pragser Wildsee inkl. gratis Weckdienst durch den trainierten Heinrich, der uns in der kürzesten Hose, die ich je an einem Mann gesehen habe, das Parkticket um 8 Uhr in der Früh verkaufte. Die Polenta mit Käse, Pilzen und Krautsalat auf der Hütte war jedenfalls sehr zu empfehlen. Genau wie die Wanderung mit schönen Tiefblicken auf den Lago di Braies. Wer nach den 900 hm noch ein bisschen Schmackes in den Beinen hat, erklimmt nach weiteren ca. 400 hm den Seekofel.

Eine weitere empfehlenswerte, wenn auch viel begangene Runde, startet bei der Capanna Alpina. Stets bergauf gelangt man über den Col de Locia zur Lech-Scharte und von dort über eine steile Rinne hinunter zum Lagazoui See. Im Anschluss kann man es sich auf der Scotoni Hütte gut gehen lassen (insg. 13,4 km und 825hm).

So, das war er, mein höchstpersönlicher Dolomiten-Bericht, verfasst in Luxemburg.

Wer ihn komplett gelesen hat, bekommt zwei weitere Küsschen, wer nur Bildchen geschaut hat ein weiteres.

Bis zum nächsten Mal! :)